17. Türchen
Eigentlich wollte der Nikolaus an diesem Abend vor dieser jungen Dame einen Tadel aussprechen. In seinem dicken Buch musste er von Unpünktlichkeiten lesen, von vielen Verspätungen, die sie ihrem Mann zugefügt hatte, dessen Langmut ein ums andere Mal einer harten Probe und er selbst den Tröstungen mitfühlender Bedienungen ausgesetzt war. Alle hielten schließlich die Tür im Auge, hoffend, dass er endlich von den Qualen des Wartens erlöst sein möge.
Der Nikolaus wollte ihr bei seiner Strafpredigt natürlich in die Augen blicken. Das hätte er besser nicht getan! Nun konnte von Tadel keine Rede mehr sein. Es kamen ihm nur noch die Worte über die Lippen, mit denen er sie aufforderte ihm zu folgen und das Türchen zu öffnen. Was auch geschah.
Es waren im Kästchen zwei Karten für das English Theatre Frankfurt, beste Plätze versteht sich, ein hausgemachter Christstollen, eine Flasche guten Weins und unsere Nikolaustüte mit Äpfeln, Nüssen, Mandarine... Es war allgemeine Auffassung, dass der Nikolaus an diesem Abend alles richtig gemacht hatte. Beim Theater sollte die junge Dame aber doch pünktlich sein, denn so ein Theater ist kein Mann.
