„Ich will nicht!“
Die Verweigerinnen unter uns, am 10. Dezember
Es gibt Abende, die verlaufen anders als gewünscht. Und so einen Abend hatten die drei Adventsengel heute im Größenwahn zu bewältigen.
Aus der Küche kamen Daniele und Fredi, mutig mit Weihnachtbekleidung empor. Takis gesellte sich der jungen Gesellschaft und der Tanz durch die engen Gänge des Lokals schritt voran. Glockenspiel, laute Weihnachts-Schmerz-Herz-Musik, fröhliche Gesichter...
Am Tisch 16 wurde eine Dame angesprochen mitzukommen.
„Nein, ich will nicht“, sagte sie immer wieder – in den Zeiten der MeToo-Bewegung bedeutet ein Nein ist ein klares Nein – und so verließen die drei Engel verwundert Tisch und Dame und liefen zum Tisch 15, zum neuen Versuch, einen Gast mitzunehmen Richtung Adventskalender.
Doch auch diese Dame erwies sich hartnäckig. „Suchen Sie eine Andere“, sagte sie. Die drei waren „baff“. Man fing ihr einzureden: „Wir sind Friedensengel“ – „wir wollen Sie beschenken“ – „Warum ich?“, fragte die, „jetzt kommen Sie doch“ – „Ich weiß nicht …„, sie schon wieder, und das Spiel ging gefühlte Stunden so, bis sie endlich, zögerlich aus dem Tisch aufstand.
Die drei Engel führten sie zum Kästchen mit der Nummer 10, verhalfen ihr das Türchen zu öffnen, und sie holte die darin erhaltene Geschenke.
Doch – oh, du Wunder für die drei und allen Beteiligten – sie übergab die Gaben an den Engeln.
„Sie gehören Ihnen“, versuchte man ihr zu erklären, „warum ich?“, fragte die Dame wieder. Irgendwann kam die Einsicht mitzuspielen, und zusammen mit den Engeln posierte sie auch noch für ein Gruppenfoto.
Erst an ihrem Tisch wiederkehrend und nach Überredungskunst mit Engelszungen entpackte sie ihre Geschenke aus. Neben Nüssen, Äpfeln, Mandarinen, Christstollen, Schokonikolaus und Plätzchen, entdeckte sie auch einen Umschlag. Nicht geringes als ein Gutschein im Wert von 50 Euro, gestiftet von der Buchhandlung Schutt, fand sie darin. „So viel Geld für Bücher?“, fragte sie erneut verwunderlich, doch sie erstrahlte, als sie erfuhr, dass die alteingesessene Buchhandlung am Bornheim Mitte sogar ein großes Antiquariat beinhaltet. „Ach, ich liebe alte Bücher!“ rief sie freudig und versprach den Engeln, in den nächsten Tagen sogar dort vorbei zu schauen.
In diesem Zusammenhang wünschen die Adventsengel des Größenwahns der Inhaberin der Buchhandlung Schutt, Frau Angelika Schleidel, herzlichen Glückwunsch zum – zufälligen – heutigen Geburtstag und der Dame am Tisch 15, viel Spaß bei der riesigen Auswahl an Titel, die sie dort vorfinden wird.
P.S.: Die erste Verweigerin am Tisch 16, bereute ihre Tat, doch die Engel wünschen auch ihr für die Zukunft alles Gute, besonders mehr Mut und Tatendrang. Und Vertrauen.
Was für ein Abend!
